
Es ist unglaublich lang her, daß Spaßvogel und ich wirklich ZEIT hatten! Ich meine Zeit zum Überlegen und Schreiben. Viel ist geschehen!
Eines Morgens sah mich mein Rabe besonders eindringlich an: “Du, wir müssen ein ernstes Wort miteinander haben.” Er blinselte mich herausfordernd an. “Ja, guter Freund,” seufzte ich. Es war mir nicht entgangen, daß Spaßvogel mich beobachtet hatte, lange Zeit hindurch. Dass er merkte, wie ich versuchte, seine Gegenwart zu ignorieren. Warum? Nun, weil ich selbst mit mir nicht im Reinen war …
Ich setzte ihn zu mir auf den Tisch: “Bist du unzufriesen mit mir? Vielleucht weil wir weniger Ausflüge machen, andere Dinge sich dazwischen schieben?” – “Nein, nicht unzufrieden, traurig! Ich weiß mehr, was dich berührt als du selbst. Du wartest und wartest. Du hast das Gefühl, daß eine Verænderung kommt, doch du weißt nicht, in welcher Form. Nun versuchst du, alles für das Kommen von deiner Tochter Tania und deiner kleinen Enkelin vorzubereiten. Doch dahinter liegt noch etwas.” – Spaßvogel sprach mir aus dem Herzen! Ja, ich freute mich riesig auf die Ankunft meiner Familie, doch noch war diese nicht hundert Prozent sicher … das Dokument …!
Seit dem Sommer war ich überdies bereit für eine Ortsverænderung! Die Halbinsel Fosen, wo ich einige Sommertage verbracht hatte, hat mich in ihren Bann gezogen! Fort vom Trubel, fort vom Alltag! Dort in der Ruhe der Landschaft kønnte ich mich dem Schreiben widmen … mehr die Natur nützen … “Du hast so recht, liebet Spaßvogel! Du hast Lust auf Spaß, auf Verænderung, auf Abenteuer … ich auch! Du weißt, daß ich mitunter Ausschau halte auf einen grøßeren Wohnraum, genug um Freunde und Familie einzuladen. Und Zeit, Tage ohne Planung zu verbringen!” Mein Rabe zwinkerte, putzte sein Federkleid, schüttelte sich und versuchte, mir in die Augen zu sehen. “Nun, weiter! Vielleicht ist es wirklich an der Zeit, in Pension zu gehen! Denk mal daran!” Mhmh.. ein ganz neues Gefühl! Eigentlich war ich immer aktiv, beschæftigt, sollte Aufgaben løsen – egal ob es in den Ferien war oder wæhrend des Schuljahres! Und nun sollte ich pløtzlich ohne Aufgaben dastehen? Es war nebensæchlich ob es ein Dienstag, ein Donnerstag oder ein Freitag war? Kein Samstag, an dem ich doch in meine Praxis kam? Ja, gar kein Tag sollte mehr in meiner Praxis sein – meinem zweiten Zuhause! Die große Unbekannte aus der es kein Zurück – aber beruflich gesehen auch kein “Weiter” gab! Keine Kunden mehr, die mir Meldungen schicken, mich anrufen …! Mein kluger Rabe folgte meinen Gedanken und schaute wieder verschmitzt:”Ja, ja”, kræchzte er, “So viele andere Dinge warten auf dich – und auf mich! Jetzt aber schau weiter- vielleicht kommt schon etwas zu dir!”

Es fehlten wenige Tage, bevor meine Tochtet mit Baby kommen sollten. Alles war gut vorbereitet – diesmal mußte es gelingen!❤ Ich ging durch meine E-mails. Hopla, ein Haus in Fosen. Ich schrieb – keine Antwort. So nebenbei sah ich noch eine andere Annonce: Haushælfte auf einem Bauernhof auf der Halbinsel und gut erreichbar. Ich schrieb dorthin.- Schon vergeben! – Doch wenige Tage spæter kam eine neue Nachricht:”Møglicherweise ist die Wohnung wieder frei. Sind Sie noch interessiert?” Mein Gott! Ja, ja natürlich! Gleich antwortete ich. Nach dem Wochenende wollte man mir Bescheid geben. – Sonntag Abend kam die sms:”Wann kønnen Sie uns besuchen?” Oh! Das war eine Einladung! Nicht nur eine Hausbesichtigung! Fiebernd schnell organisierte ich; zwei Tage spæter war ich dort!


Der freundliche Eigentümer holte mich ab. Auf der Landkarte wirkte die Adresse in der Næhe des Ortes. Doch wir fuhren und fuhren!😳 So kamen wir auf dem Bauernhof an. Er liegt in einem Tal, umgeben von Wald und Weiden, ein paar Hæusern in einigen hundert Metern Entfernung. Gemeinsam gingen wir durch das Haus. Eine riesige Küche, ein riesiges Wohnzimmer, eine Stube und zwei Schlazimmer. Ein trockener geræumiger Keller mit Kellerstübchen und genug Raum um die Haushælfte für meine Pflanzen und eine Sonnenecke! “Na, wie gefællt es Ihnen?”, fragte der Hauseigentümer nach der Begehung, noch waren wir im Haus. Ich wußte: jetzt oder nie – und gab ein klares “JA! Ich miete es!” Nun mit einem Mal, und blitzschnell war die Entscheidung gefallen! Auf zu neuen Ufern – im wahrsten Sinn des Wortes! Zeit zum Schreiben, Zeit und Platz für meine Freunde und Familie! Zeit für Arbeiten – Mithelfen – am Bauernhof! Das Herz pochte nun ganz aufgeregt! Aber noch tiefer in mir wußte ich: es war die richtige Entscheidung!


Ay, mein lieber Spaßvogel! Nun, ja nun würde es spannend werden! Die Zukunft beginnt jetzt!

Nach einer kurzen Besprechung brachte mich der Eigentümer wieder in den wichtigsten Ort, Rissa, von wo auch der Bus nach Trondheim fæhrt. Ich hatte noch Zeit, ein wenig zu spazieren und gelangte prompt an einen geschichtstræchtigen Ort: hier gab es den Pfad nach Johan Boyer benannt: Johan Boyet war Literat und Dichter im ausgehenden 19. Jahrhundert, Beginn des 20. Jahrhunderts. Er beschrieb das Leben der einfachen Leute dieser Gegend. Sein bekanntestes Werk, : “Den siste Viking”, der deutsche Titel: “Die Lofotfischer” wurde neben Deutsch in viele Sprachen übersetzt. Ich liebe diesen Roman! Und nun soll ich in dieser Gegend wohnen – alles scheint wie im Traum!

Passt!
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