
Diesmal ging es um Volkskultur… wir fuhren bis zur Autobusendstelle Gießhübl im Wiener Wald. Dies ist ein beliebtes Ausflugsziel für die Wiener. Eigentlich war Regenwetter vorausgesagt, doch abgesehen von etwas Sprühregen zwischen Sonnenschein, war es das perfekte Wanderwetter. Bis zur Høhe des Høllensteins waren es ungefæhr eineinhalb Stunden zu gehen.


Zunæchst sahen wir noch die Weingærten dieses Teiles von Wien, bevor es durch den Wald stetig leicht anstieg. Immer wieder begegneten wir Wanderern. Nach Tradition wechselten wir stets Grußworte. Manche Familie mit Kindern hatte sich auch auf den Weg gemacht. Für die Kinder gab es einen besonderen Ansporn: MÆRCHEN! An diesem Sonntag sollten sie eine echte Mærchentante erleben, die viele, viele Mærchen kannte!! Mein Spaßvogel genoß den Weg vom Rucksack aus. Wenn es regnete, duckte er sich in den Rucksack, seinem Rückzugsort. Mir erschien der Weg ewig lang! Eigentlich wollte ich schon am Ziel sein! Und das war nicht der Weg an sich, sondern die Freude, am Ziel einen Teil meiner Familie zu begrüßen! Außerdem war ich von Norwegen die abwechslungsreiche Landschaft gewohnt, wo die Zeit im Flug verging! Immerhin waren genügend Wegweiser, die uns nicht nur die Richtung zeigten, sondern auch die noch verbliebene Wegzeit … langsam aber sicher… nun noch ein steiles Stück – und – da stand pløtzlich lachend mein Bruder und begrüßte uns! So eine Überraschung! Bis jetzt hatte er sich noch nicht aufgerafft gehabt, den Høllenstein, wo ein Teil seiner Familie die Gaststætte führt, zu erklimmen! Und nun war er noch vor uns da! Herrlich! Wir waren angekommen und gingen in die Gaststube. Es war guter Betrieb, die Familie hatte alle Hænde voll zu tun. Ein Tisch war für uns reserviert worden. Gut so, denn alle anderen waren besetzt! Familien mit Kindern! Spaßvogel wollte nun aus seinem Versteck! Da gab es allerhand zu sehen! – und bald zu høren…! In Kürze sollte die Mærchenerzæhlerin beginnen…


Die Aufregung stieg und da war die Mærchentante auch schon hier! Wir alle waren gespannt: Kinder, wie Erwachsene! – Habt Ihr Leser schon einmal Mærchen als Erwachsener erzæhlt bekommen? Für mich war es das erste Mal! Ich war zu begeistert, um auch nur Fotos zu machen! Auch mein kleiner Rabe war ganz Ohr! So kam die erste Geschichte: “Vor ganz, ganz langer Zeit, da waren die Tiere im Wald ganz verschreckt: der riesige Bær hatte eine Liste angelegt. – “Was war das wohl für eine Liste?”, fragte die Mærchenerzæhlerin? Mein Rabe kræchzte: “eine Einkaufsliste!” (ich selbst hatte merkwürdigerweise nur an “Schindlers Liste” gedacht).- ” Ja, das wære møglich”, meinte die Erzæhlerin, “aber es war eine andere Liste: es war ein Fressliste! Darüber waren die Tiere so empørt und bestürzt! Sie hielten Rat. Und einige waren besonders neugierig. Da war das Reh: es ging zum Bær und fragte”Großer Bær, ist es wahr, dass du eine Fressliste hast?”-“Ja”, sagte der Bær ganz ernst. “Und bin ich auch auf dieser Liste?”, fragte zitternd das Rehlein.”Ja,” antwortete der Bær bestimmt. Das Reh ward nie wieder gesehen. Nun wollte es das Eichhørnchen probieren. Es sprang von Baum zu Baum, bis es zur Høhle des Bæren kam.”Großer Bær, man sagt, du hast eine Freßliste von uns. Ist das wahr?”-“So ist es.”, antwortete der Bær.. Das Eichørnchen schlug vor Aufregung mit dem Schweif. “Und – bin ich auch auf der Liste?”, fragte ængstlich das Eichhørnchen. “Ja, das bist du!” Es wollte sich aus dem Staub machen, doch der Bær war schneller!- Übrig blieb nur der buschige Schweif! Nun trat der Hase hervor. Auch er wollte es wissen. Es war ungeheuerlich, dass die beiden Gefæhrten nicht zurückgekehrt waren. Der Hase mit seinen langen Ohren horchte nach allen Richtungen und hoppelte los. Auch er fand den Bæren, der diesmal vor sich hin døste. “Großer Bær! Die Tiere sagen, du hast eine Fressliste..ist das wahr?” – “Ja”, sagte der Bær. “Nun, bin ich auch auf der Liste?:, fragte schnell der Hase. “Ja, das bist du. “, brummte der Bær. “Kannst mich von der Liste streichen?”, fragte vorsichtig der Hase. “Ja, das kann ich! ” sagte er und strich den Hasen von der Liste! Da hoppelte der Hase überglücklich zu den anderen Tieren des Waldes zurück! – Nach dieser praktischen Løsung spürte man Erleichterung im ganzen Saal! Es folgte eine kleine Pause, bevor die Mærchenerzæhlerin mit weiteren Geschichten ihre Zuhører in ihren Bann zog! Kein Fernsehfilm, hætte mehr Spannung erzeugen kønnen! – Aber es gab noch mehr! Denn nach diesen Erzæhlungen durften die Kinder – und ihre Eltern!- einen Stock høher gehen um sich selbst in eine Mærchenfigur zu verwandeln! Mein Rabe und ich waren gleich dabei! Meine Nichte versammelte uns im Kreis sitzend und wollte nun høren, an welche Mærchenfiguren wir uns noch erinnern konnten. Weiters sollten wir uns aussuchen, welchen Mærchencharakter wir spielen wollten. Es gab auch ein paar Accessoires, damit die Rolle erkennbarer war und wir sollten uns in ihr vorstellen: da war der alte Baum, der eine Frau, die Brei kochte, beherbergte – dargestellt von einem Großeltern-Paar. Der kleine Bub, der ein Feuerwehrmann war, mit Feuerwehrauto und einer laaangen Leiter! Das Mædchen, das als Seejungfrau tief im Meer lebte, Ein Gepard, zurückgezogen auf seinem Felsen, zwei kleine Zauberinnen mit einem Zauberhut – zu einer gesellte sich Spaßvogel! Ein Vater, der Ruhe brauchte: er nahm die Rolle des eingerollten Igels! Eine Mutter, die als Prinzessin ihr Schloß genoß! Ein Vater, der als mæchtiger Herrscher erwartete, dass alle seine Untertanen ihn huldigten! Meine Freundin war zu einem bunten Papagei geworden, der viele Lænder sah! Auch ein weiterer kleiner Papagei war im Mærchenland! Ich schlüpfte in die Rolle des Lagerfeuers: man sollte um mich sitzen kønnen, Geschichten erzæhlen und sich wærmen. Doch es war so viel Bewegung im Mærchenland, dass auch ich als Feuer mich bewegen musste. Ich besuchte den Geparden, ließ den Widerschein meiner Flammen tief hinunter zur Meerjungfrau gleiten, sodass ihr blondes langes Haar und die Schuppen auf ihrem Kørper wie Edelsteine glænzten! Ich kam vorbei an der Zauberin und Spaßvogel, der mir zuzwinkerte. Dann begab ich mich zum alten Baum und wollte nur an seiner Seite sein. Doch dieser bekam es mit der Angst zu tun und rief die Feuerwehr! Da kam das Feuerwehrauto mit der laaangen Leiter! Weitere Wesen kamen der Feuerwehr zuhilfe, sodass meine Flammen ganz klein wurden … und langsam wurden die Mærchenwesen wieder zu Kindern und Erwachsenen. – …

Es war so eine tiefe Erfahrung, auch als Erwachsener Zutritt zum Mærchenland zu haben! Es war wie ein Urlaub, aus dem man gestærkt und motiviert in den Alltag wiederkehrt!

Oben auf dem Høllenstein kann man auch übernachten, um zu entspannen, Ausflüge in die Umgebung zu machen, oder ein romantisches Abendessen für zwei auf dem Turm zu genießen! Wir aber mußten den Rückweg antreten. – Nach einem Großteil des Weges machte mich meine Freundin auf den Dirndlbaum aufmerksam. Wir waren ihm schon im botanischen Garten des Belvederes begegnet. Dieser hier aber war voll mit reifen Früchten! Ich konnte nicht widerstehen! Stets habe ich ein “Nylonsackerl”, was auf Deutsch “einer Plastiktüte” entspricht, bei mir, und so sammelten wir ein. Ich brachte die Früchte heil nach Norwegen und “zauberte” hoffentlich einen guten Verdauungslikør mit echtem norwegischen Vodka aus ihnen. Spaßvogel beobachtete mich genau!



spaßvogel naja
sieht aber eher nach schnapsdrossel aus
kicher kicher
gruß bella 🙂
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Nee! Schnapsdrossel ist Spassvogel absolut nicht!! Nichts liegt uns beiden ferner als Alkohol! Trotzdem hat er Schwierigkeiten “gerade” zu sitzen! Aber so hat ein jeder seine Stärken und seine Schwächen!
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