Munkholmen – Die Mønchsinsel vor Trondheim

Wir næhern uns der Insel

Am Sonntag hatte ich Zeit und das Wetter war schøn: ein Ausflug auf die bekannte Mønchsinsel war das Ziel! Ich wußte, dass jeweils zur vollen Stunde eine Fæhre vom alten Fischerhafen zur Insel fæhrt und dort eine Führung ist. Zeitgerecht war ich am alten Fischmarkt. Heute ist dieser Platz nur noch Erinnerung, gemeinsam mit der Fischerstatue “Den siste viking”- Dem letzten Wikinger.

Als ich das erste Mal in Trondheim war, wollte ich den Fischmarkt sehen: eine endlose Küste mit einem endlosen Ozean versprach reichsten Fischfang und Vielfalt!- Leider nein! Es gab keinen Markt længer, wo die Fischer ihren Fang feilboten! Es gab dort nur noch eine moderne kleine Fischhalle “Ravnkløa”- Rabenkralle – mit wenig Fischarten, dafür bereits fertigen Fischgerichten. Doch selbst die überlebte nicht die Pandemie! Bleibt noch der Letzte Wikinger, ein Fischer, der wie Tausende seinesgleichen, im Winter in den Norden segelte, um im Februar, Mærz die Kabeljauschwærme, die vom offenen Nordatlantik zur Küste zogen um zu laichen, zu fangen. Diese Fænge waren “das Gold” dieser Mænner: damit erhofften sie sich Freiheit und genügend Auskommen für sich und ihre Familien. Der norwegische Dichter und Schriftsteller des ausgehenden 19. Jahrhunderts, Johan Bøyer, hat in seinem Roman “Der letzte Wikinger” diese Welt großartig beschrieben.

Der letzte Wikinger: ein Fischer, eine Nationalgeschichte

Diesmal aber sollte ich einen anderen Teil der Geschichte Norwegens kennenlernen. Die Mønchsinsel -Munkholmen hier benannt, birgt eine lange und vielseitige Geschichte in sich. In unseren Tagen genießen wir den schønsten Teil davon: nun dient sie als Ausflugsort der Trondheimer und Ziel vieler Besucher. – Wir gingen an Bord, ich setzte mich draußen auf eine kalte Eisenbank. Auch wenn es trotz Sonne kalt war, wollte ich die Aussicht genießen …

Langsam dukkerten wir aus dem Hafen hinaus.

Diese Insel, Holm genannt, liegt zwei Kilometer von Trondheim entfernt. Die Fahrt dorthin sind knappe 15 Minuten. Das erste Mal wurde sie von Snorre, einem islændischen Dichter erwæhnt: sie soll als Richtstætte um das Jahr 800 gedient haben. Der Sage nach soll der Wikinger Kønig Olav Tryggvason den hier herrschenden Kønig getøtet und enthauptet haben, ebenso seinen Sklaven, und deren beide Køpfe zur Abschreckung auf den høchsten Teil des Holmes auf Stangen aufgespießt haben. Das geschah im Jahr 995. An dieser Stelle weht heute die Flagge!

Einst Richtstætte – heute weht stolz die Flagge!

Olav Tryggvason wurde zum Kønig gewæhlt und war der Gründer der Stadt Trondheim die er “Kaupangen” nannte – Handelsplatz. Olav Tryggvason war bereits ein Wegbereiter des Christentums in Skandinavien… Bereits um 1058 soll sich hier eine Klostergemeinde eingefunden haben, wenngleich der eigentliche Beginn des Klosters das Jahr 1100 sein soll. Es handelte sich um den Benediktiner Orden. Die Benediktiner walteten hier bis zur Reformation im Jahre 1537. Sie waren tüchtige Mænner: über die Jahre verwaltete der Orden große Landteile um Trondheim für Ackerbau. Er hatte sogar eine eigene Reederei und trieb Handel mit anderen Lændern! Natürlich hatten sie auch ihre eigene Bierbrauerei, wie so viele andere Orden auch. – Auch heute kann man noch die Biermarke “Munkholmen” finden! Prost – Skål! Wir waren angekommen und huschten den Weg zur Festung hoch. Bald sollte die Führung stattfinden. Hier blies der Wind kræftigst! Hinter dem Restaurantgebæude suchte ich Windschutz und besah mir die Gegend. Lee bot mir das erwæhnte Gebæude, das ursprünglich das Kloster beherbergte. Heute war angeblich nahe der Feuerstelle der urspüngliche Brunnen!

Das heutige Café und Restaurant war das Hauptgebæude der Mønche.

Die Besichtigung des geheimnisvollen Turmes begann: wir wurden in einen riesigen Saal geführt, der die Sitze tribünenmæßig angeordnet hatte. Der Führer begann in Norwegisch und kurz zusammengefaßt in Englisch, zu erzæhlen. Zunæchst vom Leben der Benediktinermønche, die von einflußreichen Herren unterstützt wurden beim Bau des Klosters. Es war erst in der Zeit der Reformation, 1537, als die Mønche den Ort verlassen mußten und nun weltliche Herren den Ort verænderten. Munkvollen, wie man die Insel nun nannte, sollte militærisch zur Verteidigung ausgebaut werden. Somit wurde der imposante Turm gebaut. Hier hatte man die Munitionskammer; ein positiver Nebeneffekt heute: dank ihres Gewølbes und dem Kupferdach, ergibt sich ein wunderbarer Klangeffekt, der heute für Chorgesænge genützt wird.- Spæte Freuden! Gleichzeitig baute man im innwrdten des Verteidigungsturmes ein gefürchtetes Staatsgefængnis – für politische Gefangene! Wie unser Führer sagte, sollte jene, die nur kurz bleiben sollten, in den untersten Teil gesperrt. Dort war es schrecklich kalt und feucht, sodaß die nicht lange überlebten. In den høheren Teilen waren wetere Gefangene. Einer davon war zwischendurch Victor Hugo, der franzøsische Schriftsteller, der darüber einen Roman verfaßte. Der berühmteste Gefangene, der nach 18 Jahren Haft entlassen wurde und noch ein Jahr in Freiheit vor seinem Tod verbringen konnte, war der dænische Staatsmann, Schumacher-Griffenstein. Er, ein sehr gebildeter und studierter Mann, war beim Kønig in Ungnade gefallen und wurde hierher verbannt. Sein Wissen wurde anerkannt und die reichen Bürger der Stadt sandten ihre Søhne zu Munkvollen, um von ihm Unterricht in Latein zu erhalten. Im zweiten Weltkrieg wurde die Festung von den Nazis weiter ausgebaut, natürlich zur Abwehr.

Die Munitionskammer, das Verließ und die Gefængniszelle des dænischen Staatsmannes.

Die Besichtigung war eindrucksvoll und abschreckend! Doch wieder im Freien, genoß ich den Ausblick und die Ruhe.

Abschließend machte ich einen Spaziergang zur kleinen Landzunge, die einen Strand nach Norden und nach Süden ergab. Ein romantisches kleines Segelboot, wahrscheinlich Eigenkonstruktion, erhielt meine Aufmerksamkeit. Vom Norden kam heftiger Wind und erzeugte Schaumkronen auf dem dunklen Wasser. Für mich war es großartig hier zu sitzen und mich vom Rollen der Wellen gegen die Steine, vom Wind im Angesicht, in Zeitlosigkeit zu begeben – für ein Weilchen…

Bald kam ich wieder in die Gegenwart: es war Zeit, die Fæhre nach Trondheim zu nehmen. Auch verschlechterte sich das Wetter: schwerer Regen war zu erwarten!- Es war ein interessanter Ausflug in einen Teil der Vergangenheit Trondheims …

Leave a comment