Freitag Abend spürte ich immer deutlicher Spaßvogels Unruhe:”Carmen, nun habe ich genug geruht. Jetzt ist doch das Wochenende hier! Was machen wir?” Wohlweißlich hatte ich schon einen Ausflug vorbereitet. “Nur mit der Ruhe, lieber Kumpel! Wie machen eine Tour mit dem lokalen Bus. ” Spaßvogels Augen funkelten, er legte sein Køpfchen schief:”Wohin?” Ja, diesmal wollte ich in den Südwesten des Gemeindegebietes, nach Spongdal. Hier ist einer der Golfplætze Trondheims. Nicht dass ich Golf spiele – das wære zu gefæhrlich für die anderen Teilnehmer – sondern an diesem Ort war ich vor vielen Jahren mit dem Rad vorbeigekommen, wie ich diesen Ausflug auch in meinem Buch, Briefe aus dem Norden, beschrieben habe. Nun wollte ich die Gegend genauer kennenlernen. Hier ist die Endstation des Busses aus dem Zentrum der Stadt. Man bekommt bereits ein Gefühl der Einsamkeit bei dem Gedanken, dass nur alle zwei Stunden ein Bus hierher fæhrt! Also mußten wie wirklich zeitgerecht an der Bushaltestelle sein! Spaßvogel und ich schafften es, versorgt mit Proviant. Die Fahrt war entlang des Fjords, allerdings diesmal in nordwestlicher Richtung. Der herrliche Ausblick war leider durch die verschmutzten Scheiben des Busses im wahrsten Sinn des Wortes getrübt! Unmøglich also für Euch, liebe Leser, einige Fotos zu schießen. Nach fast 40 Minuten waren wir am Ziel angekommen: auf einem ausgedehnten Bergrücken oder einer Bergkuppe mit einem fantastischen Panoramablick! Vor uns lag der noch verschlafene Golfplatz. Selbst verlorene Golfbælle von der letzten Saison lagen noch herum… Spaßvogel schaute umher – wahrhaft eine Vogelperspektive bei strahlendem Sonnenschein! Immerhin konnten wir “Außenseiter” am Rande des Platzes spazieren, ohne zu støren – oder einen Golfball auf den Kopf zu kriegen!




Nach einem kurzen Spaziergang und Orientierung beschloß ich, die neun Kilometer bis zum næchsten Ort, in Richtung Trondheim zu wandern. Hier oben befanden sich einerseits elegante Reihenhæuser, sicher für Golfbegeisterte, gleich am “Trainingsort”, andererseits in der Landschaft bunt verstreut alte Bauernhøfe. Dies hier ist ein klimatisch begünstigtes Gebiet, das sich von alters her besonders für Landwirtschaft eignete. Riesige, noch brachliegende, verschlafene Felder warteten darauf, gepflügt und besæt zu werden. Im weiteren Hintergrund schützten Wælder vor dem kalten Nordostwind. Gemütlich wanderte ich die Straße entlang. Mitunter begegnete ich Hundebesitzern, den einzigen Spaziergængern. Ein høfliches Læcheln des Vorbeigehenden, manchmal ein freundlicher Hund, der mich begrüßen wollte. Ein neugieriges liebevolles Beschnuppern und darauf mein Streicheln mit Worten in Spanisch.- Meine Herzsprache ist Spanisch, nur wenn der Hundebesitzer nahe war, wechselte ich auf Norwegisch… Weiter ging der Weg. Gemæchlich wand sich die Straße hinunter auf Seehøhe. Interessant, den Fjord – Trondheims Fjord ist einer der ausgedehntesten des Landes – aus verschiedenen Perspektiven zu sehen.




Hier bemerkte ich auch die ersten Frühlingsboten: blühenden Huflattich und die ersten Weiden kætzchen!


Die Næhe des Gewæssers reizte mich! Ganz nahe wollte ich den Fjord spüren, die Temperatur seines Wassers fühlen. Er übt eine riesige Anziehungskraft auf mich aus! Endlich kam ich an einem Feld vorbei, das bis an den Fjord reichte. Da mußte ich lang! Zu meiner Überraschung fand ich die eine oder andere Miesmuschel am Feld verstreut. Merkwürdig! Hat der Bauer hier Miesmuscheln als Jause verzehrt? Mhm! Da war ich am Ufer des Fjords. Spaßvogel hatte aufmerksam den Weg verfolgt. Sah ganz anders aus, als die Woche davor in Kristiansund! “Na, wie gefællt es dir hier, mein Spaßvogel?”- “Ja, viel zu sehen! So ein weiter Horizont! Und nun die lichtspiegelnde Oberflæche des Wassers! Halt! Da sind Wildenten aufgeflogen! Warum warten die nicht auf uns? Hætte mich gerne mir ihnen unterhalten!” rief nun mein Rabe enttæuscht! Ja, auch ich hætte sie gerne hier am Ufer beobachtet! Doch die Enten wußten das nicht. Sie fürchteten, wir tæten ihnen etwas zuleide. In Kreisen flogen sie in Richtung Ufer, um doch wieder fernab im Wasser zu landen.





Wir waren nun ganz am Ufer! Ein angeschwemmter, schon entrindeter Baumstamm bot uns seinen Kørper als Sitzunterlage an. Ruhe, Wasser, Sonnenschein – was konnte ich mir noch wünschen an diesem Frühlingstag! Am liebsten wære ich “zeitlos” geworden, um nur hier zu SEIN!… ohne weiteres Ziel, ohne an Entfernung, Weg, Zeitraum zu denken! Mein Rabe beobachtete mich:”Schøn”, meinte er.



Doch der Weg ging weiter… immer wieder fand ich Miesmuscheln… sogar die harten Schalen eines Krebses! Ja! Wasservøgel verzehrten ihre Beute hier gemæchlich auf dem Trockenen! Was man so alles lernt von der Natur! Und der Weg schien sich immer mehr dahin zu ziehen! Wieder mußte ich zur Landstraße. Doch da drüben war ein Plakat: Naturschutzgebiet für die Vogel und Pflanzenwelt. Aha, wieder etwas entdeckt! Gerne wære ich diesen Pfad entlang gegangen, doch mein Weg war ein anderer…

Erneut bot sich mir – uns, ein spannender Annlick: der Fjord næherte sich hier seinem Ende. Es hatte sich eine Insel im stehenden Gewæsser gebildet fie nun einen interessanten Lichteinfall hatte. Da wollte ich hin! Wieder über ein Feld! Diesmal war es ein sehr feuchtes Feld. Das erinnerte mich an die Geschichte, die ich über diese Region gelesen hatte: bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist hier Torf abgebaut worden, der getrocknet vor allem als Heizmatetial diente. Dabei fand ein Arbeiter ein Schmuckstück, das weit zurück datiert wurde. Im Moor war es gut erhalten geblieben. In diesen Gedanken versunken kam ich dem Ufer nahe als ich eine wunderschøne, große weiße Feder vor mir liegen sah. Ich setzte Spaßvogel an ihre Seite, um die Grøße hervorzuheben. – Grüße aus einer anderen Welt…





Soeben bemerke ich, dass sich meine Fotos mit dem Text etwas verselbststændigt haben! Naja, hier kam ein Kobold ins Spiel! Soll er seine Freude haben! Wir spazietten freudig über die Feder weiter… nun ging die Straße wieder bergan. Es mußte doch schon endlich der besagte Ort Klett kommen! Doch, nein! Vorerst noch ein anderer Ort, aber zumindest ein Siedlungsgebiet! Norwegen ist in der Tat dünn besiedelt! Selbst im Randgebiet der drittgrøßten Stadt des Landes! Gut, dass ich meine Landkarte bei mir hatte! Von hier aus gab es einen direkteren Weg in Richtung Stadt. Wie erwæhnt, fuhren hier draußen Autobusse nur alle zwei Stunden! Ich kam also durch ein relativ neues Sieflungsgebiet, begrenzt von alteingesessenen Bauernhøfen. Eine alte Milchkanne zeugte noch von dieser Zeit.





Stracks ging ich neuen Mutes in Richtung Trondheim! In all dieser Entfernung auf der Landstraße war kein direktes Haus gewesen, fast bis an diesen Hof. Der Weg führte nun kræftig bergauf: ein Radweg entlang einem Bach, parallel zu einer Gemeindestraße, die ins Zentrum führte. Wieder machte ich halt, um etwas zu ruhen und den letzten Proviant zu verzehren. Nach geraumer Zeit kam ich in Heimdal, dem südlichsten Stadtteiles von Trondheim, an. Da gab es wieder Autobusse, die alle zehn Minuten verkehrten! Welch Freude! Dieser Ausflug hatte sowohl Spaßvogel, wie mich, ordentlich ermüdet! Wir waren ungefæhr 15km marschiert! Zuhause genoß ich zum Abschluß des Tages einen herrlichen Sonnenuntergang von meiner Terrasse!



