Sonntagstour: Messe im Dom von Nidaros und Neues aus dem Museum für Naturgeschichte

Diesmal war schlechtes Wetter vorhergesagt. Nicht unüblich hier, aber gleichzeitig eine gute Alternative, bewusst im “Trockenen” zu bleiben.

So startete ich mit Spassvogel, meinem Begleiter, im Gepäck, meine Sonntagstour.

Der Dom von Nidaros – Nidarosdomen auf Norwegisch – ist das eigentliche Grab des Vikinger Königs Olav Haraldson, später als Olav der Heilige, Norwegens Landespatron, bekannt. Olav Haraldson wurde 1030 in der Schlacht bei Siklestad getötet, als er versuchte, Heiden zu Christen zu bekehren, vor allem aber die verschiedenen Stämme zu einem Land – Noreg – Norwegen – zu vereinigen. Doch zu ihm ein anderes Mal.

Mit dem Baubeginn des Domes rechnet man um 1070 unter König Olav Kyrre, der aus der wahrscheinlichen Stavskirche (Holzkirche), die bereits über dem Grab von Olav dem Heiligen gebaut war, eine Steinkirche bauen liess. Diese war 1090 fertiggestellt. Schon in dieser Zeit kamen Pilger aus allen Teilen Nordeuropas um den Heiligen zu verehren. Somit wurde Trondheim ein wichtiges Zentrum des Glaubens aber natürlich auch des Handels. Trondheim wurde zum Bistum und später zum Sitz des Erzbischofes. Dessen Palast, ein strenger Bau in Form einer mittelalterlichen Burg, kann auch heute noch besichtigt werden. Der heutige Dom ist mehrmals erweitert worden und hat andererseits schwere Brände erlitten. – Der letzte Brand entstand durch Blitzschlag 1719. So blieb das Hauptschiff mehrere hundert Jahre lang eine Ruine. – Im Jahre 1814 beschloss das norwegische Parlament, dass der Dom von Trondheim zur Krönungskirche Nowegens wurde. Auch vierhundert Jahre zuvor war er das schon gewesen: 1449 die Krönung Karl Knutsons und nur ein Jahr später die eines schwedischen Königs, Christians. Der erste hier gekrönte Herrscher nach fast vierhundert Jahren, war König Karl III.Johann. Er war schwedischer Abstammung und liess in Oslo das derzeitige Schloss erbauen. Nach der ersten hier durchgeführen Krönung, mit dem halben Dom in Ruinen, ging man ernsthaft daran, den Bau zu restaurieren. Die Restaurierung begann 1869 und wurde offiziell erst 2001 beendet. Auch das jetzige Königspaar, König Harald und Königin Sonja, sind 1991 hier im Nidarosdom gekrönt worden. Zu ihrer 25 Jahresfeier, 2016, lebte ich bereits hier.

Hierher komme ich also oft an Sonntagen, um der Hl. Messe beizuwohnen. Es ist etwas ganz Besonderes hier zu sein! Der Dom in seiner Ruhe, in seiner mächtigen Architektur, aber auch in seiner Klarheit der Formen, gibt mir Sicherheit und Klarheit für mein Leben. Oft ist der Gottesdienst von einem Chor begleitet. Der bekannteste Chor ist der Bubenchor, “Guttekor”, der die neunhundert Jahre lange Tradition weiterführt. Doch es gibt viele Chöre, die hier sonntags am Gottesdienst teilnehmen. An diesem Sonntag ist es ein umfassender Chor junger Mädchen.- Diesmal habe ich “Spassvogel” mit! Ganz ruhig ist er in meinem Rucksack. Gerne möchte er aber die Leute sehen, ganz mit dabei sein. – Doch die Kirche ist sehr voll, die Sitze sind zueinander gerichtet und da erscheint es mir etwas merkwürdig, wenn ein Rabe auf meinem Schoss, beziehungsweise neben mir, Platz nimmt! Er krächzt leise: “So habe ich mir den Ausgang heute nicht vorgestellt!” “Psst! Es wird dir noch gefallen heute! Das ist erst der Beginn! Geduld!” Er murrt ein wenig und ist dann ruhig.- Hier dauert die Messe über eine Stunde – es waren auch zwei Taufen während des Gottesdienstes. Es war eine feierliche, ernste Stimmung. Die beiden Babies, die ihre Taufe erhielten, waren während der gesamten Feier mucksmäuschenstill! Es war der erste Fastensonntag, an dem der Menschen in der Ukraine und ihrem schweren Schicksal gedacht wurde und wir in Gebeten um Lösung baten.

Nach der Messe, bereits draussen, holte ich Spassvogel aus seinem “Versteck”. Nun darf er sehen, wie andere Raben hoch in den Bäumen des Friedhofes thronen und einander zurufen. Spassvogel ist begeistert! Endlich seinesgleichen! Gerne würde er mit mächtigen Schwüngen sich erheben, um sich zu ihnen zu gesellen. Doch sein Leben ist nicht dafür vorbereitet! Er darf andere Erlebnisse erfahren! “Carmen, warum gehst du so langsam?” -“Ay, lieber Spassvogel! Ich dachte hier in der Stadt wäre kein Schnee mehr, statt dessen ist es überall glatt mit etwas Schmelz- und Regenwasser über dem Eis! Da muss ich verflixt aufpassen, nicht plötzlich auszurutschen und im Wasser zu landen!” Er sah mich scheel an: Carmen und langsam gehen, passt so gar nicht zusammen! Naja, es gibt Ausnahmen! So kamen wir zum vereinbarten Treffpunkt, wo meine kanadische Freundin auf mich warten sollte. Mein Rabe und ich waren zu früh dort, sodass wir Zeit hatten, uns umzusehen. “Pilgrimsgård” – “Pilgerhof” ist das Pilgerheim, wo es auch wunderbares Backwerk aus der eigenen Bäckerei, samt guten Kaffee gibt. Allerdings zog ich es vor, im Freien auf meine Freundin zu warten. “Ist das jene Freundin, die du mir vorstellen wolltest?” fragte Spassvogel nachdenklich. Er erinnerte sich an meinen Plan … “Ja, sie kommt sicher bald. Du wirst sehen, wir werden eine nette Zeit miteinander verbringen.” – “Mmhhh …” Da kam auch schon meine Freundin Kim. – “Hei Kim!” – Spassvogel reckte sich und krähte: “Hei Kim!” – “Du bist also Spassvogel, von dem mir Carmen erzählt hat! So cute – so lieb!” ,freute sich Kim! – Da war das Eis gebrochen!! Wir beschlossen, das naturhistorische Museum der Universität zu besichtigen. Darin war unter anderem eine Ausstellung über die Wölfe in Norwegen.

Hier wurde es sehr interessant für Spassvogel: so viele Geschöpfe, Tiere, die er noch nie gesehen hatte! Tiere, deren Heimat Skandinavien und Sibirien war und ist. Ich glaube auf seine Art konnte er mit diesen Tieren kommunizieren: sibirische Tiger, Vielfrass, Luchs, Polarfuchs, der Rotfuchs, jede Menge an Eulen, aber selbst Auerhahn und Fasane waren vertreten… und Bären, Elch, Damwild und eben die Wölfe.

Die Wölfe kamen vor ungefähr zehn tausend Jahren in das heutige Gebiet Norwegens. Um 1960 war praktische der gesamte Wolfsbestandteil Norwegens und Schwedens ausgerottet. Doch kamen Wölfe aus dem finnisch-russischen Revier und wanderten westwärts. Nun sind sie geschützt, werden aber beobachtet, um sich nicht zu stark zu vermehren. Nun, im Jahr 2022 rechnet man mit etwas über hundert Tieren – 114 genau – gesamt in Schweden und Norwegen. Die Wölfe halten sich interessanterweise vor allem im südöstlichen Teil Norwegens auf, wie auch eben auch im Grenzbereich mit Schweden. Gemäss diesen Aufzeichnungen wurde ein Wolf im Gebiet Trøndelag (also die Region um Trondheim) gesichtet und einer im nördlichen Norwegen, in Finnmark, an der Grenze zu Russland. Auf einer Landkarte konnte man die Wanderung von vier Wölfen verfolgen: einer von ihnen war besonders gehfreudig: er wanderte in einem Jahr von der Region um Tromsø bis hinunter in die Region um Trondheim! – Immerhin mit Umwegen sind es rundt 1400 km!

Ein spezielles Problem bezüglich der Wölfe ist deren Gesundheit: da der skandinavische Bestand praktisch auf drei Tiere zurückgeht, ist die Nachkommenschaft nicht stark genug und somit mehr Krankheiten ausgesetzt. Eine weitere Gefahr für die Tiere ist der Mensch: einerseits ist ein fester Bestandteil von Wölfen Voraussetzung, andererseits gibt es auch illegale Jagd auf sie. Man versucht zu erwirken, dass die Regierung den Bestand an Wölfen erhöht. Mitunter kann auch ein Wolf unter ein Fahrzeug kommen.

Es wird in dieser Ausstellung darauf hingewiesen, dass Wölfe im allgemeinen den Menschen nicht attackieren, sondern sich zurückziehen. Interessant war die Tatsache, dass Wölfe im Winter gerne auf Wegen wandern, wo Schneeräumung erfolgt war. Dadurch ist es einfacher zu erkennen, wie gross das Rudel ist, oder ob es sich um ein einzelnes Tier handelt.

Es war eine sehr interessante Ausstellung und wir verbrachten in dem Museum fast drei Stunden! Spassvogel war voll im Staunen über so viel zu erspüren, zu sehen… Ganz besonders war für ihn der riesige Braunbär, der von seinem Platz aus die Besucher erschreckte, oder zumindest beindruckte.

Nach diesem Besuch waren wir alle schlapp, vollgestopft mit Information – aber mit leerem Magen! Doch in einem nahen Restaurant fanden wir eine gute Mahlzeit! Es war ein intensiver Sonntag! Spassvogel war froh, wieder in sein Versteck, dem Rucksack, zu kommen, um auch die eigenen Erlebnisse setzen zu lassen. – Selbst jetzt sieht er mich halb verschlafen mit seinem linken Auge an!

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