Saunabesuch mit Spassvogel

Gestern war es soweit! Spassvogel kam in mein Privatleben, um mit mir Spass am Leben und im Leben zu haben! “Hei, Carmen! – Du gehst heute in die Sauna? Echt? Ins “Sjøbadet”, dem Fjordbad Trondheims? Pah! Da geh ich mit!” – “Spassvogel, du kannst doch nicht in die Saune gehen! Da wird’s zu warm für dich!” – “Wird es nicht! Du beschützt mich ja!” (mit einem verschmitzten Augenaufschlag!) Er sah mich so lieb aus seinen funkelnden Äuglein an, da musste er mit in den Rucksack!

Das “Sjøbadet” wurde bereits im neunzehnten Jahrhundert von einer Gruppe Trondheimer gegründet und überstand alle leichten und schweren Zeiten bis in unsere Tage. Es liegt, aus Holz gebaut, entlang dem langen Kai, der den Ortsteil Ila mit dem Passagierhafen verbindet. Es gibt daher auch keine “Abkürzung” aus der Stadt dorthin: Entweder man kommt von Ila, oder vom Passagierhafen und gemeinerweise liegt das Bad mehr oder weniger in der Mitte! – Das ist ja nichts Schlechtes – ausser, man hat es als Ziel und will schnellstens dorthin kommen! – Das geht gar nicht!

Eigentlich ist das Bad für den Sommer bestimmt. Doch irgendwann in den letzten Jahren, wurde eine “Badstua”, wie die Sauna im Norwegischen genannt wird, also eine “Badestube” gebaut. So, und nun wird einmal im Monat diese Sauna dem Publikum geöffnet. Ich hatte erfolglos versucht, Zutritt zu bekommen.- Doch das sollte sich ändern, denn eine Freundin hatte Eintrittskarten für zwei Personen. Leider wurde diese Freundin krank, sodass ich plötzlich im stolzen Besitz zweier Karten war!

Ich war gespannt! Auf alle Fälle musste ich pünktlich erscheinen! Und Spassvogel mit mir! Kennt Ihr das – wenn man es eilig hat, wird der Weg immer länger!! Wie ein Kaugummi! Aber ich schaffte es! Der Eingang war geöffnet! Eine junge Dame im Bikini und barfuss empfang mich. Wir standen im Freien – diese Anmerkung zu ihrem “Outfit”! Sie erklärte mir kurz, wie ich zum Umkleideraum kam, eine Dusche nehmen musste und dann vorbei am Eingang zur Sauna sollte. Alles klar! Der Umkleideraum war schon gut besucht. Ich schlüpfte in meinen Bikini (hier Saunabesuch nur in Badebekleidung), ging in den Duschraum: drei Duschen ohne optische Trennwand, ok!). Vorher hatte ich Spassvogel kurz auf meinen Rucksack gesetzt: Er pfiff und schaute verschmitzt: ja. selbst für einen Raben war es ungewohnt, plötzlich in dem Umkleideraum für Damen zu sein! Doch ich packte ihn wieder in den Rucksack – “Genug geschaut, Kleiner!” So stapfte ich versehen mit Saunatuch u weiterem Handtuch ins Freie. -Junge, Junge! Barfuss auf Schnee und Eis zu gehen erfordert Konzentration! An die Kälte gar nicht zu denken! So kam ich bis an den Abgang ins Meer, oder dem Fjord. Einige junge Damen kamen mir entgegen. Sie hatten soeben ein erfrischendes Bad genommen. “Wo geht es hier zur Damensauna?”, “Ja, hier entlang.”- “Doch da steht “Herren”!” – “Einfach vorbeigehen”, war das Motto.- Ich wollte ja nicht als “Voyeur” oder “Voyeuse” angesehen werden! – Aber ok, diese Damen folgten mir nach, also musste es der richtige Weg sein. – Stets natürlich draussen im Freien barfuss auf Eis und Schnee gehend! Ich bin ja schliesslich im Land der Vikinger! Doch da war schon der erlösenden Eingang in die “Badstua”! Gott sei Dank, ein wenig Wärme!! ich ergatterte einen Platz in der oberen Reihe: hier sollte es wärmer sein! Und für Saunawärme bin ich doch gekommen! Einige Damen und auch ein Herr waren bereits anwesend. Bald betrat eine älterer Herr in Badehose die Sauna. Er stellte sich als “Saunavokt”, also Verantwortlicher für die Sauna, vor. Das Programm war, viermal vier Durchgänge mit Aufguss durchzuführen. Nach jeder Viererserie sollten wir alle hinaus ins Meer! Noch dazu hatte er passende Musik vorbereitet…. Musik in der Saune hatte ich nicht gekannt bis dato… Die Sauna hatte im übrigen ein Riesenfenster hinaus auf den Fjord! Das allein war schon ein Erlebnis! Also es ging los! Mehrere Male goss er Wasser auf die heissen Saunasteine. Die Musik begann. – Instrumentale Musik mit Gitarre und Piano…. entspannend. Ich schloss die Augen um ganz bei mir zu sein. Kräftig schwang er das Handtuch ,um allen Warmluft zukommen zu lassen. Viermal… dann öffnete er die Tür und wir durften ins Freie. Unsere Handtücher sollten wir mitnehmen in den Vorraum. Denn jeder durfte sich danach an einen anderen Platz setzen…

Ich liess den anderen den Vortritt, rieb mir das Gesicht und die Arme mit Schnee ab und begab mich zum Abang in den Fjord. Endlos lange Gitterstiegen führten hinab! Durchhalten – die andern tun’s auch! Seid Ihr schon mal im Schnee auf Gitterstiegen barfuss gegangen?? Es gibt angenehmere Gefühle! Aber ok! ich kam ins Wasser: plus 5 Grad zeigte das Thermometer als Wasssertemperatur. Nicht so arg… ich löste meine Hand vom Griff und glitt ins Wasser.– Das tat tut! Hoppla! Das war ja salzig! Na klar! Aber doch nicht so klar für mich! Denn ich hatte die Sauna stets nur in Gegenden genossen, wo es KEIN Salzwasser gab! Also war das ein Überraschungsmoment! Auf der anderen Seite der Stiege wieder hinauf… triefend nass und wieder über Eis und Schnee bis zur Sauna! Mann oh Mann! Da wird man zum Vikinger! Aber herrlich! Nun kamen die nächsten Musikstücke mit Aufguss: lateinamerikanische Musik, “heisse Klänge” könnte man sagen…. mhh… ich liess mich wieder in meine Welt sinken.- Doch da war doch etwas anderes noch: das Salzwasser im Mund!- Sauna-Salzwasser? Ja, doch! Auf den Tag genau waren es 29 Jahre, dass ich meinen Mann Roberto in Wien kennengelernt hatte! Und er hatte mich in die Welt der Sauna eingeführt! – In seine Privatsauna im Burgenland, mit “Auslauf” im uneinsichtbaren Hof und einem Planschbecken, wo wir im Winter das Eis aufschlugen, um nach der Sauna einzutauchen! Klar -das war kein Salzwasser! – War das ein Geschenk an mich, aus seiner anderen Welt bereits? Ich dankte ihm aus ganzem Herzen!

In meinem Rucksack wartete Spassvogel und war enttäuscht! So sah nicht gerade der Spass aus, den er mit mir haben wollte!! Er wollte mit von der Partie sein!! Also fragte ich den Verantwortlichen, ob es erlaubt sei, Fotos zu machen, doch ohne Saunagäste. Er akzeptierte. Vor dem letzten Saunagang machte ich also den langen Weg bis in den Umkleideraum, holte meinen murrenden Raben aus dem Rucksack, zusammen mit meinem Handy und begab mich zur Sauna. Mein Bad im Meer musste ich aber trotzdem haben! “Ich will mit!” krächzte mein Begleiter! “Nein, du wartest in der Sauna im kühleren Teil auf mich!” Bald war ich in der Sauna und mein Begleiter beruhigt. Er sah mich scheel an… Kommentaren enthielt er sich!

Wir gingen in die letzten Aufgussrunden, diesmal mit afrikanischer, kehliger, erdiger Musik! Fantastisch! Welch ein Erlebnis zusätzlich!! Nochmals schwenkte man kräftig das Saunatuch und liess gute warme Luft zu uns… es konnte gar nicht warm genug sein für mich! Dann war das Programm beendet. Wir durften noch ein wenig in der Sauna verweilen. Nun durfte Spassvogel heraus und auf’s Fenster! “Aha”, das also ist eure Sauna!” krächzte er. “Und das findet ihr interessant?” – Naja, dass eine Sauna nicht ungefähr dem Leben eines Raben entspricht, ist vorstellbar! Einem Raben Saunafreuden zu erklären, hielt ich für zu kompliziert! Noch einmal ging ich die lange Eisentreppe ins Wasser, ehe ich mit Spassvogel und Handy versehen, in den Umkleideraum ging. Hier fühlte ich nun die Kälte noch mehr! Natürlich war der Umkleideraum nicht geheizt, die Kleidung und Schuhe entsprechend kalt u meine Handtücher klatschnass! Also, ein wenig trocknen, und hinein in die Kleider! Spassvogel nahm wieder im Rucksack Platz. Da war es relativ warm noch und trocken! “Lucky Guy!”- “Glücksrabe” in dem Fall!! Jetzt wusste ich, was ich für das nächste Mal noch brauchte: ein weiteres Handtuch und eine Thermosflasche mit Tee! Mein Ziel war es nun, so schnell wie möglich in die Stadt zu kommen, um im erstbesten Fastfood Lokal ein Stück warme Pizza in mich zu futtern! Der Weg war auch zurück nicht kürzer geworden! Doch ich fand ein entsprechendes Lokal – und das letzte Stück Pizza, das auf mich gewartet hatte! Nun durfte Spassvogel mitnaschen “Pfui! Was ist das? So etwas Scharfes habe ich noch nie gekriegt!” maulte Spassvogel! “Ja, ich weiss! Zuhause gibt es Besseres! Da bekommst du Körner und etwas Fleisch!” Seine Augen leuchteten!!

Ich hatte zumindest meinen Körper wieder etwas aufgewärmt. In meiner Therapiepraxis, in die ich nun wollte, würde ich guten heissen Tee trinken… und das Saunaerlebnis nochmals im Geiste geniessen…

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