Kurz nach Weihnachten wurde ich von einem netten Ehepaar zum Wochenende in ihr Haus in der Nähe Trondheims, aber inmitten von Natur, eingeladen. ich freute mich schon sehr auf diese Erfahrung! Ich war öfter bei ihnen gewesen, doch stets auf einen kurzen Besuch. – Diesmal sollte ich dort übernachten! Es würde also genug Zeit bleiben, die nähere Umgebung zu erforschen! am Freitag erfurh ich ,dass sie zu einer Geburtstagsfeier müssten, doch wäre ich willkommen, trotzdem im Haus zu sein, sie würden nicht lange fort sein.- Ja, herrlich! Da hätte ich Zeit zum Lesen! Der Autobus brachte mich bis an die südliche Stadtgrenze Trondheims; von dort sollte ich mit dem Auto abgeholt werden. Ich war schon früh aufgestanden, um alles bereit zu haben. So kam ich rechtzeitig zum Bus. Als ich im zweiten Bus, nach dem Umsteigen war, fand ich plötzlich heraus, dass ich eine Stunde zu früh dran war!- ja, die Vorfreude!! Somit verbrachte ich die freie Zeit mit einem Spaziergang und einem guten Kaffee im Einkaufszentrum. Ich wurde plangemäss abgeholt und so ging es mit dem Auto entlang verschneiter, etwas rutschiger Strassen.- Doch die sind für einen echten Norwegen kein Problem! Sein Auto und er hatten eine gute Vertraeuensbasis! Wir kamen wohlbehalten im Ferienhaus, im Norwegischen “Hytta” genannt, an. Hier war viel mehr Schnee als in Trondheim! Ein Wintermärchen! Ich wurde von der Dame des Hauses herzlich empfangen. Wir kennen einander schon viele Jahre -fast seit Beginn meines Aufenthaltes in Trondheim. Bald mussten sie sich bereit für den Geburtstagsbesuch machen. Auf sehr indirekte Weise baten sie mich, für abends eine Zwiebelsuppe zu kochen! – Ach -ja? Eigentlich war ich darauf vorbereitet gewesen, eine norwegische Fisch-Spezialtät vorgesetzt zu bekommen! Aber, ok, ich bin flexibel!


Vorläufig hatte ich Zeit, noch schnell eine kleine Runde zu gehen, bevor meine Gastgeber zur Geburtstagsfeier sollten …
Es war kalt und windig draussen. Doch diese klare Luft, mit diesem Blau in der Atmosphære ist etwas ganz Spezielles für Nowegen- wahrscheinlich aber für das gesamte nördliche Skandinavien. Nach wenigen Schritten fiel der Weg ab zu einem See. Dieser war nun einfach eine riesige weisse Fläche- gefroren und von Schnee bedeckt. Es war verlockend, auf ihm zu gehen. Gleichzeitig war ich bewusst, dass das Eis nicht tragend genug war, da die Tage zuvor das Thermometer um die null Grad gelegen hatte. Aber ich fand einen schönen Zugang zum See und war durch eine ausgelegte Brücke “auf ihm” oder besser: “über ihm”. Diese Ruhe, diese Stille, selbst den Wind spürte man hier nicht…es dunkelte zusehends -somit wurde das Licht bläulicher… eine merkwürdige Stimmung! Langsam ging ich zurück. Ich wählte einen kleinen Umweg, um auch die umliegenden Häsuer zu betrachten. Jedes hatte seine eigene Bauart, alle aus Holz, jedes war der individuelle Ausdruck seiner Bewohner. Eines hatten sie gemeinsam: sie wirkten einladend und gemütlich! Ich kam auch an einem Waldstück vorbei: tief verschneite Nadelbäume standen Spalier für einen nun ganz verschneiten Pfad. Dieser wirkte wie der Weg in ein Traumland. – Am nächsten Morgen würde ich meine Erkundigungen ausweiten – nun musste ich zu den Freunden zurück!
Sie waren bereit zu gehen. Um ungefähr zwanzig Uhr wollten sie zurück sein und bis dahin hatte ich Zeit, eine gute Zwiebelsuppe zuzubereiten. Es war nun erst fünf Uhr nachmittags, also Zeit für alles! Alles bedeutete für mich zunächst einmal, mich hier vertraut zu machen – sie hatten mir ihr Haus “überlassen”! Ein merkwürdiges Gefühl: belustigend, befreiend, verantwortungsvoll, der Filmtitel “Allein zuhause” kam in mir hoch – auch ohne “böse Einbrecher”! Was könnte ich als erstes tun? – Lesen! Ich hatte ein Buch mitgebracht. Hier gab es auch einen gemütlichen Lesestuhl mit eigener Lampe – wie für mich gemacht! So eine Leseecke habe ich mir schon immer gewünscht und nun war sie hier für mich! Ich las eine gute Weile, dann wollte ich die Küche inspizieren. Immerhin hatte ich hier noch nie gekocht. Die Dame des Hauses hatte mich noch gefragt, ob ich mit dem Herd zurechtkäme – ja, der sah ähnlich modern wie jener in meiner Wohnung aus. Nun sah ich mir die Zutaten an, die mir der hausherr zurechtgelegt hatte. Ok, daraus konnte ich zusätzlich noch eine Hauptspeise mit gebratenen Möhren, Kartoffelpürée und mitgebrachten Hauswürsten machen. – Grossartig! Ich liebte zu kochen, etwas Neues zu kreieren, vor allme, wenn ich es als Überraschung vorsetzen konnte!
Zunächst aber wollten “die Hausgeister” mich nicht so einfach gewähren lassen! eine Sache war, im Lehnstuhl ruhig zu sitzen und zu lesen, eien ganz andere, sich in die “Dinge des Hauses” einzumischen! Es begann damit, dass ich keine Kocht¨pfe fand! Wie sollte ich die Suppe zubereiten?? Endlich fand ich einen gusseisernen Topf – der Beste für mich! Doch kaum setzte ich ihn auf den Herd und schaltete ein, als auch schon ein merkwürdiges Klopfen begann. Wenn ich ausschaltete war es weg. -Mhhh… Ja – doch! Es war ein Induktionsherd, der kein eisernes Geschirr duldete! Ok… Es blieb nur noch der Geschirrspüler, wo ein Kochtopf sein könnte.- Bingo!! Vaterland gerettet! Ich konnte loslegen! Und das tat ich! Es entstand eine überbackene französische Zwiebelsuppe!
Auch die Hauptspeise konnte ich mit etwas Flexibilität zubereiten.- Es mangelte hier an Pfannen und Töpfen, während ich von Zuhause Küchengeschirr in Mengen gewohnt war. Immerhin: wie geplant fand ich genügend Kartoffel für ein echtes Kartoffelpürée, mit den Karotten oder Möhren, die verarbeitet werden mussten, gab es gestektes Möhrengemüse. Auch etwas Weisskraut musste weg -also Kraut mit Ingwer und einem Schuss Portwein. Die Würste sollten erst im Laufe der Mahlzeit zubereitet werden. So kamen die Beiden pünktlichst um zwanzig Uhr. Sie freuten sich auf die Zwiebelsuppe – doch für viel mehr war wenig Platz nach dem Geburtstag!
Die Küche wurde wieder aufgeräumt und so stand uns ein langer Abend zur Verfügung. Am Sonntag waren keine besonderen Verpflichtungen zu erfüllen, wir konnten also plaudern bis uns die Augen zufielen… Es war gemütlich, in dem geräumigen Wohnzimmer bei dem gut funktionierenden Holzofen zu sitzen. Erst spät zogen wir uns in unsere Zimmer zurück. Mein Tag war auf alle Fälle sehr ausgefüllt gewesen! Inkludiert die Überraschungen! Am Morgen stand ich schon bald auf! meien Freunde hatten mir gesagt, sie würden spät aufstehen und ich könne mir ein Frühstück machen, sie würden dann gleich Brunch speisen… Zunächst aber nützte ich die Gelegenheit des frischen Tages, um im “jungfräulichen Schnee” zu baden! Das ist eine Winterfreude, die ich erst in Trondheim kennen und schätzen gelernt habe! Nach dem Aufstehen gleich hinaus in den Schnee und ein wenig rollen, mit Schnee den Körper abreiben und dann so feucht gleich in die Kleider schlüpfen. So ergab das eine pricklende Wärme, die unvergleichlich ist! Dann bereitete ich mir ein gemütliches Frühstück und machte einen langen Morgenspaziergang. War gestern Nachmittag die “Blaue Stunde”, so traf ich ähnliche Lichtverhältnisse auch am Morgen. Es dauerte noch ein Weilchen, ehe die Sonne aufgehen sollte, vor allem hier zwischen den Hügeln. Mein erstes Ziel war der verschneite Pfad im Wald. Den wollte ich genauer erkunden! Tief stapfte ich im Schnee! Ich kam an einem Haus vorbei, das auch halb verschneit, träumend da lag. Ich konnte mir vorstellen, wie ruhig das Wohnen hier im Wald war! Es gab eine spezielle Holzhütte, wie ich sie schon öfter angetroffen hatte: diese war rund gebaut, in der Mitte war der Schornstein als Rohr angebracht. Im Inneren war eine lange Holzbank, mit Fellen belegt um die Feuerstelle gebaut. Hier kamen Familie und Freunde zusammen, um zu erzählen, guten “Grogg” zu drinken und die langen Winternächte in wohligem Beisammensein zu verkürzen.





Von meiner ersten Nachmittagstour zum See und meinem Morgenspaziergang in der blauen Stunde, vorbei am träumenden verschneiten Haus… ein Traum!
So setzte ich meinen Spaziergang fort, entdeckte neue Wege, die ich allerdings noch nicht weiter erforschen wollte, da sie mich zu weit entfernten. Immerhin wollte ich rechtzeitig bei meinen Freunden sein! So kam ich glücklich gefüllt mit neuen Eindrücken, vor allem inneren Erlebnissen, zurück. Ich hatte noch Zeit, Kaminholz im Wohnzimmer anchzufüllen und bald waren die Freunde auch auf den Beinen. Immer weiter stieg die Sonne, bis sie gegen Mittag die Weite des Sees erreichte und ihn mehr und mehr erhellte. Wir hatten ein genüssliches Brunch, bevor ich in das Würfelspiel “Yatzy” eingeführt wurde. Da verging die Zeit viel zu schnell! Ich wollte mit dem Bus nachhause fahren, doch meine Freunde winkten ab: sie bestanden darauf, mich bis vor die Tür zu bringen! – Welch spezielles Wochenende – “Tusen hjertelig takk” – herzlichen Dank!


